Pressefreiheit in Zeiten des Terrors

Belastungsprobe für Europa

Die Zeiten haben sich geändert. Manche sprechen vom 3. Weltkrieg. Für mich, die noch nie einen Krieg miterlebt hat, ist die ansteigende Gewaltspirale in Europa beängstigend. Es wird kontrovers diskutiert; ein richtiges Mittel gegen die Terrorschergen des IS scheint noch nicht gefunden.
Wo liegt unsere Zukunft? Wo die unserer Kinder? Wird Europa diese neue Belastungsprobe noch aushalten? Wir wissen es nicht.

Gratwanderung gelingt (teils nicht)

Ganz klar für mich: Die Medien spielen in Zeiten des Terrors eine extrem wichtige Rolle. Und aus meiner Sicht nehmen sie diese –teils – nicht richtig wahr. Auf der Jagd nach einer großen Leserschaft nehmen sie einiges in Kauf, die Gratwanderung zwischen Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft und dem Gewinn von Konsumenten gelingt nicht immer. Reißerisch wird über jedes Detail berichtet. Videos von den Orten des Geschehens werden in einer Endlosschleife abgespielt. Es finden sich Berichte allerorts von „Augenzeugen“. Natürlich ist es auch Aufgabe des Konsumenten, nur das zu lesen, was er auch wirklich will. Aber, nimmt man die Online-Berichterstattung, so kommen diese kaum an den extrem bildlastigen Berichten vorbei.

Der Druck nach lückenloser Information

Dies ist auch der Erwartungshaltung der „Verbraucher“ geschuldet, die immer genauere Informationen in immer kürzerer Zeit wollen. Ein starke Erwartungshaltung, die die Medien unter Druck setzt und genau zu oben genannter Entwicklung führt. Genau darüber schreibt ARD-Reporter Udo Stiehl in seinem Blogbeitrag Terrorismus in Paris – und eine unerfüllbare Anspruchshaltung. Er schreibt seinen Beitrag als Reaktion auf viele Kritiken angesichts der Sportberichterstattung der ARD während der Anschläge in Paris vergangenen Freitag.

Gerüchte oder gesicherte Informationen: Was ist mehr wert?

Gut dass es Online-Präsenzen wie die vom Spiegel, der FAZ oder der ARD gibt. Hier ist zum Beispiel die Online-Berichterstattung in Bezug auf den IS perfekt gewichtet. Sie gehen ein auf die Hintergründe des Geschehens, beleuchten dabei auch Meinungen und Entwicklungen in anderen Ländern, während die anderen Tatort-fixiert vorgehen. Oder nach den Worten Udo Stiehls: „Was wollen Sie? Gerüchte, unbestätigtes Geschwätz und nicht verifizierte Bilder aus Internet-Streams? Das bekommen Sie von uns nicht. Stattdessen bemühen wir uns mit Recherche um gesicherte Informationen.“

Bei vollem Verantwortungsbewusstsein

Meiner Ansicht nach müssen die Medien heute mehr denn je ihrer Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit nachkommen. Pressefreiheit, ja sicher, aber sie muss professionell ausgeübt und nicht barbarisch gepflegt werden. Leicht lassen sich sonst (diffuse) Ängste schüren, ein bestimmtes Meinungsbild entsteht, ohne dass abgewogen werden konnte. Den Terroristen kommt das sicherlich entgegen. Denn ihr Ziel ist es ja, unsere Gesellschaft an neuralgischen Punkten emotional zu treffen.
Schon lange nehmen die Medien nicht mehr nur eine berichtende Rolle ein. Sie bewerten auch, ordnen Aussagen (z.B.) von Politikern ein, kommentieren bestimmte Ereignisse und stellen Behauptungen auf. Das alles ist auch kein Fehler, nur es muss immer bei vollem Verantwortungsbewusstsein geschehen.

4 Gedanken zu “Pressefreiheit in Zeiten des Terrors

  1. Ich gebe dir vollkommen recht!
    …Auch wenn es sicher nicht immer einfach für die Medien ist und sie unter einem wahnsinningen Druck stehen.
    Danke für den interessanten Artikel.
    Liebe Grüße, Verena

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  2. Das Problem ist, dass die Medien immer auch in einer Verkäuferrolle sind, die in gewisser Weise eben auch das liefern, was die Zuschauer sehen wollen. Insofern muss der Zuschauer sich immer mehr aktiv gegen rein spektuläre unvollständige oder gar falsche Berichte wehren, indem er sich den Quellen verweigert, die ihn allein mit populären Informationen abspeisen wollen. Letztlich also so wie bereits im Artikel gesagt: „Natürlich ist es auch Aufgabe des Konsumenten, nur das zu lesen, was er auch wirklich will.“

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