Agenturchefin…na und?

How to: 24 Jahre B2B-PR erfolgreich steuern

Gut, dachte ich mir und gründete 1999 VOCATO, weil die Jobs, die mir nach fünf Jahren in einer internationalen PR-Agentur angeboten wurden, nicht meinen Vorstellungen entsprachen. So entstand VOCATO – zunächst als One Woman Show, dann zu zweit, zu dritt, zu viert – heute sind wir bei VOCATO zu neunt…bald hoffentlich zu zehnt. War es in den letzten 24 Jahren immer einfach, die Agentur zu führen?

Nein, natürlich nicht! Tiefen wie der Zusammenbruch des Neuen Marktes, die darauffolgende Rezession oder die COVID-Pandemie haben das Schiff nie zum Kentern gebracht, aber manchmal in gefährlichere Gewässer geführt.

Was sind die eigentlich die größten Erfolgsfaktoren für ein gelungenes PR-Business?

Ich starte mal einen Versuch und schreibe auf:

  1. Sparringspartner in der Geschäftsführung: Seit 2003 führe ich die Agentur gemeinsam mit Corinna Bause. Das ist perfekt. Denn: Wir ergänzen uns in unseren Ideen, Herangehensweisen, Stärken und auch Schwächen – aber und das ist wichtig: Unser Wertegerüst ist identisch. Respekt, Toleranz, soziales Engagement zum Beispiel sind wichtige Pfeiler, auf denen unsere Arbeit ruht und die sie prägen. Das Eheversprechen „Treue in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit“ lässt sich zwar nicht ganz, aber doch in großen Teilen auf eine Geschäftspartnerschaft übertragen. Mal ist die eine der Treiber, mal die andere. Wir lassen uns Spielraum, setzen aber auch Grenzen.
  2. Wertevoll ein Team führen: VOCATO steht für ein engagiertes Team. Seit vielen Jahren bekommen wir dafür ausgezeichnetes Feedback. Ohne jeden Einzelnen wäre die Arbeit nicht so gut, wie sie heute ist. Die Werte, die wir gegenüber unseren Kunden und Partnern verfolgen, prägen auch unsere Zusammenarbeit im Team. Ein respektvoller Umgang miteinander ist uns sehr wichtig. Einfach mal über den Tellerrand hinausschauen: Anderen helfen, wenn es mal brennt oder einfach auch mal das Anders-Sein des Anderen tolerieren. Für mich ist es immer wichtig, einen kurzen Draht zum Team zu haben. Sicherlich ist das bei unserer Firmengröße viel einfacher als bei großen Agenturen.
  3. Neue Dinge ausprobieren, aber nicht verzetteln: Das ist leichter gesagt als getan. Corinna und ich gehen immer wieder neue Wege, verändern unser Portfolio, führen neue Formate ein und trennen uns auch mal von anderen. Mal sind wir mutiger, mal weniger. Auch als kleinere Agentur ist es uns wichtig, immer ein modernes Portfolio anzubieten. So haben wir in den letzten Jahren unser Social-Media-Spektrum deutlich erweitert und Spezialgebiete wie Krisenkommunikation stark ausgebaut. Weiterbildung ist uns deswegen sehr wichtig. Alle bei VOCATO, von Volontär:in bis Chef:innen, nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil. Auch intern pflegen wir einen stetigen Wissenstransfer.
  4. Ohne Drive, keinen Preis: Mein Aha-Erlebnis. Glaube und Engagement bringen Steine ins Rollen. Wer beflügelt ist, der erreicht. Meines Erachtens ist es der Kern unternehmerischen Schaffens. Bestimmte Themen fesseln mich, ich will sie erarbeiten und für VOCATO nutzen – es begeistert mich. Und dann? Genau, Anfragen kommen, neue Kunden dürfen wir begrüßen.
  5. Last but noch least – das richtige Netzwerk: VOCATO arbeitet mit zahlreichen Partnern zusammen. Dazu gehören andere deutsche und internationale Kommunikationsagenturen, aber auch „artverwandte“ Agenturen aus den Bereichen Grafik, Webdesign, Werbung, Social Media, Podcast, Moderation, Kameratraining etc. Schuster bleib bei deinen Leisten. Man kann nicht alles können. Den Mut, Dinge auch mal outzusourcen, mussten wir das eine oder andere Mal aufbringen. Aber meistens lohnt es sich. Unser Netzwerk bauen wir auch anderweitig auf, über LinkedIn, über Events oder Fortbildungen.

Agenturchefin: Na und? Warum aber die Überschrift?

1999 war es nicht üblich, mit einem kleinen Kind direkt wieder in den Beruf einzusteigen. Das war schon ein Kraftakt. Dann war es wie beim VOCATO-Team: erst eins, dann zwei, dann, drei, dann vier…Corinna und ich haben während unserer VOCATO-Tätigkeit sechs Kinder großgezogen (und tun es immer noch). Ist doch easy? Nein, das war es nicht. Das weiß jeder, der Kinder hat. Es gibt einfach immer etwas zu tun. Und das ist ja auch gut so, denn wozu sonst hat man sonst Kinder in die Welt gesetzt. Und der Spagat hat sich gelohnt. Schließlich bring das Muttersein auch viel für die Geschäftswelt, in der wir leben: Zeitmanagement oder Führungsqualitäten zum Beispiel. Nur die Self Care darf nicht zu kurz kommen.

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