„Die Bedeutung der persönlichen Kommunikation ist gewachsen“

Interview mit Prof. Dr. Günther Suchy.

Der Studiengangsleiter für Unternehmenskommunikation und Journalismus an der DHBW
Ravensburg spricht im Interview über die sich wandelnden Anforderungen an zukünftige
PR-Profis und neue digitale Kompetenzen.

1. Seit wann sind Sie in der Lehre bzw. als Dozent tätig?

Nach meinen beruflichen Stationen in verschiedenen Redaktionen und PR-Agenturen begann ich im Jahr 2005 als Dozent für Öffentlichkeitsarbeit an einer Münchener Hochschule. Als Professor für dieses Fachgebiet wurde ich erstmals im Jahr 2009 berufen – zunächst an einer Hochschule in Stuttgart. Seit 2010 bin ich als Professor und Studiengangsleiter für Unternehmenskommunikation und Journalismus an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg am Mediencampus in Ravensburg tätig.

2. Was hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich PR verändert?

Die Public Relations sind zwar digitaler geworden, gleichwohl ist die Bedeutung der persönlichen Kommunikation gewachsen. Gute PR basiert nach wie vor auf direkter Interaktion zwischen Redaktion und Unternehmen – denn die Gatekeeper in den Redaktionen sind die Schlüsselfiguren für erfolgreiche PR-Arbeit. Die bedeutsame Rolle digitaler Plattformen darf jedoch keineswegs unterschätzt werden.

3. Wie integrieren Sie diese Veränderungen in Ihre Lehrinhalte?

Oberstes Ziel ist es, die gesamte Bandbreite der Kommunikations-Skills der Studierenden zu fördern. Neben bloßen technischen Kompetenzen – wie die zielgruppenorientierte Nutzung von sozialen Medien – gilt es mehr denn je, den persönlichen Dialog zu trainieren. Letztlich geht es aber immer auch um Inhalte. „Content is King“, wie es so schön heißt.

4. Unterscheiden Sie in Ihren Vorlesungen zwischen „klassischer“ und „online“ PR?

Rein technisch macht eine Unterscheidung natürlich Sinn. Und da wir immer mehr Spezialisten an den Hochschulen ausbilden, haben innerhalb des Curriculums auch die verschiedenen Disziplinen der PR ihre Berechtigung. Am Ende des Studiums, in der Arbeitswelt, zählt jedoch die kombinierte Anwendung aller vermittelten Kompetenzen.

5. PR und Journalismus verschmelzen zunehmend – Stichwort Storytelling und Content Marketing. Inwiefern ist das für Ihre PR-Lehrinhalte relevant?

„Content is King“, das gilt mehr denn je, insbesondere für die PR. Ein gutes Pressefoto verkauft sich von selbst in den Medien, das ist heute die gleiche Mechanik wie in den „guten alten“, analogen Zeiten. Eine gute Geschichte findet fast alleine den Weg in die Medien. PR-Berufene sind und waren immer die besten Geschichtenerzähler. Das ist der kreative Anker in diesem spannenden Berufsfeld. Daher ist es noch immer die primäre Zielsetzung im Bereich der PR-Ausbildung, die Kompetenzen der Studierenden in Richtung ihrer Schreib-, Text- und Gestaltungskompetenzen (innerhalb der neuen Medien) zu entwickeln.

6. Welche Studieninhalte sind von der Zeit überholt und werden inzwischen nicht mehr gelehrt? Welche Studieninhalte sind dazugekommen?

Analoge Medien sind beinahe verschwunden. „Print ist tot“, wie man so schön sagt. Dementsprechend stehen inzwischen alle digitalen Formate im Vordergrund.

7. Was sind die Anforderungen an zukünftige PR-Profis? Welche spezifischen Skills werden benötigt?

Primäre Aufgabe ist nach wie vor die Entwicklung von Themen, Geschichten, Bildern oder Zusammenhängen, die (Teil-)Öffentlichkeiten interessieren. Ob im Bereich der Fach- oder Publikums-PR, das kreative Potential der PR-Berater ist das entscheidende Erfolgskriterium. In Verbindung mit technischem Know-how (Stichwort „Digitales Storytelling“) ergeben sich daraus unglaubliche „Selbstvermarktungschancen“ in unserer zunehmend digitalen Medienlandschaft.

8. Gibt es gleichbleibende Schlüsselkompetenzen, die Sie Ihren Studenten damals wie heute ans Herz legen?

Kommunikation und das Wissen um die Anwendung digitaler Medien.

9. Was muss sich in der Lehre ändern, damit junge Studenten optimal ausgebildet werden?

Die Lehre hat sich kontinuierlich an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Die Transformation des erworbenen Wissens auf die Anforderungen in der Praxis war und ist Aufgabe der Absolventinnen und Absolventen.

10. Was ist der Kerngedanke, den Sie Ihren Studenten im Studienfach PR vermitteln wollen?

In der PR geht es immer um die beiden großen „K’s“: Kommunikation und Kreativität. Und in der PR geht es immer auch um Sender und Empfänger. Diese gilt es zufrieden zu stellen. Der Weg zu diesem Ziel ist vielfältig und bunt. Meine Empfehlung an die Absolventinnen und Absolventen ist daher stets: Nehmt einen großen Farbkasten, dicke Pinsel und malt mit den PR-Tools große, bunte Bilder. Bleibt dabei gegenständlich, nicht abstrakt, denn die Menschen wollen ohne Interpretation verstehen, welche Botschaft ihr habt.

11. Wie sehen Sie die Zukunft der PR und was bedeutet dieses Szenario für die Lehre?

Wir sind längst in der Zukunft angekommen. Heute bestimmen die digitalen Formate die Medienwelt. Und die PR hat bereits darauf reagiert. Die erforderlichen Kompetenzen sind ebenso neu definiert. In Verbindung mit kreativem Potential lassen sich die Geschichten heute noch emotionaler und nachhaltiger vermitteln. Das ist die große Chance und gleichzeitig die große Herausforderung der PR 5.0.

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